Mikrokredite für Menschen in Entwicklungsländern waren einmal eine Erfolgsgeschichte – so erfolgreich, dass sie Muhammad Yunus als Gründer der Grameen Bank in Bangladesch 2006 den Friedensnobelpreis einbrachten. Die Grundidee: Kleinstkredite werden ohne Sicherheiten und zu erträglichen Bedingungen an ländliche Gemeinschaften vergeben, in denen die soziale Selbstkontrolle groß ist. Dann wird dort damit solide gewirtschaftet, Arbeitsplätze entstehen, die Kredite werden zurückgezahlt, das Modell trägt sich selbst.
Doch mit der Verbreitung des Konzepts sprangen immer mehr dubiose Institute und Kredithaie auf den Mikrokredit-Zug auf, verwässerten die Idee, stellten den eigenen Profit in den Vordergrund und richteten unter dem Deckmantel einer ehemals guten Idee verheerende Schäden an. Selbst Muhammad Yunus muss heute um seinen Ruf und den seiner ehemaligen Bank kämpfen.
Ist die Mikrokredit-Idee gescheitert oder hat sie eine Zukunft? Für diese Frage habe ich in Frankfurt Hanns Martin Hagen besucht, Chef-Finanzsektorökonom der KfW Entwicklungsbank. Das lange Gespräch ist nun in dem schön ausgestatteten Bildband “Perspektive Zukunft” im Pro-Futura-Verlag erschienen. Und um es hier kurz zu machen: Ja, die Idee lebt. Wenn dramatische Fehler in Zukunft vermieden und kriminelle Trittbrettfahrer ausgebremst werden, bleiben Mikrokredite das würdevollste und effektivste Modell der Entwicklungshilfe.
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