Hamburgs Weltkulturerbe, die Speicherstadt, diente einst als Warenlager. Derzeit aber hält hier eine andere Vorratshaltung Einzug: gespeicherte Solarwärme zur CO2-neutralen Versorgung des Altbaukomplexes. Macht das bald bundesweit Schule? Ein Forschungs-Report.
Als die Hamburger Speicherstadt Ende des 19. Jahrhunderts in Dienst gestellt wurde, lagerten hier Kaffee, Gewürze, Teppiche und andere Handelsgüter, die von den Seeschiffen kamen. Heute sind die alten Backsteingemäuer beliebte Mietobjekte bei Kreativagenturen, Handelsfirmen und Technologie-Startups. Was nicht ausschließt, dass hier in Zukunft noch etwas zunehmend Wertvolles in großem Volumen gespeichert werden könnte: Sonnenenergie.
Ein kühnes Forschungsprojekt hat sich zum Ziel gesetzt, trotz strenger Denkmalschutzauflagen im Weltkulturerbe (und des bekannten Hamburger Schietwetters) die Machbarkeit einer CO2-neutralen Energiesanierung des gesamten Speicherstadtkomplexes in der Praxis zu demonstrieren. Zunächst wurde dabei ein Muster-Speicherblock mit innvoativen Solarziegeln und Speichermedien für die auf dem Dach gesammelte Wärme ausgestattet.
Doch Kollektoren und Wärmespeicher sind nicht alles. Ganz neue Regelkreisläufe sowie die Unterstützung durch Wärmepumpen sind notwendig, um den heutigen Nutzern der Speicherstadt auch im Winter ein wohliges Arbeitsklima ohne CO2-Emissionen bieten zu können – komplettiert durch modernste Infrarotheizungen und High-Tech-Dämmverputz. Wenn sich das Vorhaben im Langzeitversuch als technologisch und ökonomisch nachhaltig erweist, könnte es ein Musterfall für die klimaneutrale Energiesanierung des riesigen Bestandes an älteren Bürogebäuden in Deutschland werden.
Für „Balanced Logistics“, das Nachhaltigkeitsmagazin 2024 der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), habe ich mir alles vor Ort vorführen lassen: den Stand der Forschung und die Schwierigkeiten, die noch überwunden werden müssen. Meinen Report können Sie hier online lesen oder herunterladen).