Zeilensturm. Das Blog.

Lebenswerte Arbeitswelten

Kinder oder Job? Karriere oder Privatleben? Soziales Miteinander oder ständiger Kleinkrieg um den Arbeitsplatz? Viele Menschen haben heutzutage das Gefühl, sie könnten sich nur für eine von beiden Möglichkeiten entscheiden. Immer mehr scheint das Arbeitsleben uns aufzufressen, immer mehr scheinen persönliche Bedürfnisse arbeitender Menschen hinter den ökonomischen Zwang zur Existenzsicherung zurücktreten zu müssen. Doch eine solche “Aufopferung” erweist sich oft als Scheinlösung, die langfristig beinahe unvermeidlich in Burnout, Depression und schwindender Produktivität enden muss.

Für die Bertelsmann Stiftung habe ich an einer bundesweit bislang einmaligen Publikation mitgearbeitet und -konzipiert: “Lebenswerte Arbeitswelten”. Dieser Management-Lehrgang stellt in mehreren modularen Broschüren, die in einem Heftordner versammelt sind, das Personalkonzept “work-life-competence” vor. Entwickelt wurde es von der Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Bundesfamilienministerium. “Lebenwerte Arbeitswelten” dient als Blaupause und Checkliste für Personalverantwortliche in Betrieben, die “work-life-competence” umsetzen wollen. Maßnahmen für mehr Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben erhöhen schließlich den Status eines Arbeitgebers auf einem zunehmend von Mangel an qualifiziertem Fachpersonal geprägten Arbeitsmarkt.

Modul 2 dieses Konzepts bietet, so der Titel, “Einblicke in die Unternehmenspraxis”. Für diese von mir verfasste Broschüre habe ich große und kleinere Unternehmen in ganz Deutschland besucht, die das Konzept “work-life-competence” umgesetzt haben. Mir bot sich eine Fülle von überraschend phantasiereichen Maßnahmen, die für mehr Mitarbeiterzufriedenheit und höhere Flexibilität bei der Lebensplanung der Beschäftigten sorgen. Davon erzählt die Broschüre in Reportagen, Interviews und Porträts. Das Ziel: Inspiration.

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In zahlreichen Seminaren hat die Bertelsmann Stiftung zusammen mit Vertretern von Unternehmen bereits erprobt, wie die Grundideen des Konzepts passgenau für ein Vielzahl unterschiedlichster Betriebssituationen angepasst und realisiert werden können. Aber wie immer gilt: Erfolgreiche Praxisbeispiele bieten die besten Denkanstöße. Sie liegen nun vor. “Lebenswerte Arbeitswelten” ist hier bestellbar.

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Sanfter Scharfmacher

Für das aktuelle Opel Magazin habe ich die Titelgeschichte über den erstaunlichen Nachwuchs-Designer Darren Luke beigesteuert. Darren, geboren 1981 in der Autostadt Detroit, hatte einen Traum: den Amerikanern keine dicken, kantigen Spritfresser mehr zu verkaufen, sondern smarte Autos für das 21. Jahrhundert. In Detroit wollte niemand seine jungen Designs. Dafür holte ihn Opel – und dort rollt er nun die Ästhetik der früher ebenfalls nicht gerade als stylish verschrieenen Fahrzeuge ganz neu auf. Eines seiner nächsten Highlights: das neue City Car, Codename “Junior”, auf der Straße Ende 2012. Design by Darren Luke.

Kredit und Würde

Mikrokredite für Menschen in Entwicklungsländern waren einmal eine Erfolgsgeschichte – so erfolgreich, dass sie Muhammad Yunus als Gründer der Grameen Bank in Bangladesch 2006 den Friedensnobelpreis einbrachten. Die Grundidee: Kleinstkredite werden ohne Sicherheiten und zu erträglichen Bedingungen an ländliche Gemeinschaften vergeben, in denen die soziale Selbstkontrolle groß ist. Dann wird dort damit solide gewirtschaftet, Arbeitsplätze entstehen, die Kredite werden zurückgezahlt, das Modell trägt sich selbst.

Doch mit der Verbreitung des Konzepts sprangen immer mehr dubiose Institute und Kredithaie auf den Mikrokredit-Zug auf, verwässerten die Idee, stellten den eigenen Profit in den Vordergrund und richteten unter dem Deckmantel einer ehemals guten Idee verheerende Schäden an. Selbst Muhammad Yunus muss heute um seinen Ruf und den seiner ehemaligen Bank kämpfen.

Ist die Mikrokredit-Idee gescheitert oder hat sie eine Zukunft? Für diese Frage habe ich in Frankfurt Hanns Martin Hagen besucht, Chef-Finanzsektorökonom der KfW Entwicklungsbank. Das lange Gespräch ist nun in dem schön ausgestatteten Bildband “Perspektive Zukunft” im Pro-Futura-Verlag erschienen. Und um es hier kurz zu machen: Ja, die Idee lebt. Wenn dramatische Fehler in Zukunft vermieden und kriminelle Trittbrettfahrer ausgebremst werden, bleiben Mikrokredite das würdevollste und effektivste Modell der Entwicklungshilfe.

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