Meine Güte, da ist 2018 auch schon fast wieder vorbei! Die Zeit rast, morgen ist heute schon gestern.
Wo wir gerade von Zukunft sprechen: Immer wieder interessant, mal einen Blick in sie hinein zu werfen. Für eine Sonderausgabe des Herrenknecht-Mitarbeitermagazins “Vortrieb” durfte ich das jetzt tun. Nämlich in die Zukunft der Stadt. Also der richtig großen Stadt.
Herrenknecht, das sind die vielleicht bekanntesten Tunnelbohrer der Welt. Die mit den riesigen Maschinen, die sich durchs Erdreich fressen wie unsereiner zu Weihnachten durch Keksgebirge. Naheliegend, dass man sich dort in Schwanau angesichts des 40-jährigen Bestehens fragt, was es in Zukunft wohl im städtischen Untergrund so alles zu bohren geben könnte. Und es stellt sich heraus: jede Menge!
Mehr als Pipelines in der Pipeline
Denn die Megacities und Metropolen der Welt entdecken ihren Untergrund derzeit ganz neu. Angesichts von Wohnraummangel, Klimawandel, Verkehrs- und Versorgungsproblemen noch und nöcher wäre es ja auch Wahnsinn, die weite Welt unter unseren Städten immer nur für Tiefgaragen und Kanalisationen zu nutzen.
Was weltweit führende Planer, Architekten und Stadtökonomen zu dem Thema so alles in der Pipeline haben, habe ich zu einem Report kondensiert (Auszüge):
Immer noch besonders faszinierend finde ich das hier: Earthscraper statt Skyscraper, eine Vision des Büros BNKR Arquitectura aus Mexico Stadt.
Ragt nicht auf, sondern ab, nämlich 300 Meter tief in die Erde. Dafür wird im BNKR-Konzept ein quadratischer Platz mitten in der City “verglast” und das Licht durch diesen Schacht bis hinunter in die Spitze (!) geleitet. So gedeiht auf allen Ebenen auch reichlich frisches Grünzeug. Denn wer will sich schon lebendig begaben fühlen, wenn er einigermaßen atombombensicher in der minus 65. Etage lebt?
Okay, das Ding hat wenig Aussicht auf eine Realisierung. Da wäre zum Beispiel das berüchtigte Kostenargument. Aber da wir ja alle immer viel zu realistisch sind und vor vermeintlichen Sachzwängen jeder Art zurückschrecken, tut ein wenig Science-Fiction und gepflegte Querdenkerei dem Diskurs ganz gut.
Wie und warum man demgegenüber mit aller gebührenden Vernunft einen ganzen Stadtentwicklungsplan nur für das unterirdische Helsinki erstellt, zeigen dafür die pragmatischen Finnen, die eben nicht … ähm … spinnen. Wer sich noch weiter in den Untergrund wagen will, findet den ganzen Report hier.
Die Zukunft war auch schon mal schlechter. Ich bin jedenfalls froh, dass es nicht so gekommen ist, wie wir uns das in den 60ern in meinen Kinderbüchern ausgemalt haben: Mit Städten unter Wasser, auf dem Mond oder- in der pessimistischen Variante: Als großer Atomschutzbunker. In Bonn schütten sie gerade das “Bonner Loch” zu, eine große Unterführung zum Hauptbahnhof. Die war nur ein paar Treppenstufen tief, aber eine echte “Pissröhre”, die stank. Merke: Geht der Mensch unter die Erde, benimmt er sich, als sei er im Dunkeln. Zumindest in Europa. In Hong Kong erlebte ich U-Bahn-Stationen, die zu unterirdischen Shopping-Malls geworden sind.30 verschiedene Ausgänge. Eine Stadt unter der Stadt. Und auch in den Städten Kanada kann man zu Zeiten der Blizzards gemütlich unter der Erde bleiben und von einer Mall zur anderen schlendern.
Ich zumindest uriniere nach Möglichkeit nicht im Dunkeln, nicht mal in Europa. Apropos Bonner Loch: Kennst Du das berüchtigte „Elefantenklo“ in Gießen? Ist eine Fußgängerüberführung von vier Seiten her über eine Kreuzung, genau in der Mitte drei große kreisförmige Öffnungen. Von Eingeweihten liebevoll „E-Klo“ genannt. Hat es zu einem eigenen Wikipedia-Eintrag gebracht.
vielleicht wird uns eines Tages überirdische Naturzerstörung dazu zwingen, uns in die Tiefe zu orientieren. Nach unten. Wo die Luft noch gut ist. Weil mehrfach gefiltert.